Burgos bis Astorga
Anfahrt
Endlich geht es wieder los. Frühmorgens um 6:50 steige ich mit Klara in den TGV nach Paris. in Paris Est angekommen wechseln wir wieder, wie letztes Jahr, den Bahnhof und fahren mit der Metro zum Gare Montparnasse. Dort müssen wir auf den Anschluss-TGV warten und schauen uns das bunte Treiben auf dem Bahnhof an. Weiter geht es dann bis Hendaye. Dort wechseln wir in den Nachtzg nach Lissabon, welchen wir um 22:005 in Burgos verlassen. Klara kann endlich laufen, denn sie musste in Spanien in ihrer Transportkiste verbringen. Diese Kiste verschenlke ich in Burgas an den Stationsbeamten. Kurz vor 23 Uhr sind wir dann in unserem Hotel, das ich bereits von zuhause aus gebucht hatte.
Tag 1
Und dann können wir endlich unseren camino starten. Unser letztes Teilstück auf unserem langen Weg durch Europa. knapp 500 km liegen bis Santiago vor uns und weitere knappe 90 bis Finisterre. So ist der Plan.....
Nach einem letzten Blick auf die Kathedrale gehen wir Richtung Westen.
Wir treffen nur auf ein paar vereinzelte Pilger.
in Tardajos mache ich mit Klara in einer kleinen Bar die erste Pause und hole mir ein Frühstück.ich mich an eine Bar.
Klara bekommt am Pilgerbrunnen frisches Wasser
wir sind nun auf der Meseta angekommen. Schier endlos breitet sich diese flache Hochebene vor uns aus. Jetzt, Anfang September sind die Felder abgeerntet und nach wochenlanger Trockenheit ist das Land staubig und öde. Aber mit einem eigentümlichen Reiz. Wir kommen in Hornillos del Camino an. Es ist erst knapp 14 Uhr und so beschliesse ich noch weitere 11km bis Hontanas zu gehen.
Die Sonne brennt erbarmungslos; Klara läuft in meinem Schatten. Ab und zu steht auch ein kleiner Busch oder Baum am Wegrand, auch da findet sie Schatten.
Den Ort Hontanas sehen wir erst knappe 100 m bevor wir ihn erreichen, da er in einer kleinen Senke liegt.
wir bekommen gleich am Ortseingang in der Herberge einen Platz in einem 6-Zimmer, welches wir ganz alleine für uns haben.
Zum Abendessen gibt es Paella, das ich mit Stefan aus Bühl und John aus Dänemark zu mir nehme.
Danach gehe ich noch eine Runde mit Klara
Dann geht die Sonne unter und der Pilger schlafen......
Tag 2
Der nächste Morgen sieht uns bei Sonnenaufgang bereits einige Zeit auf dem camino.
Zuerst geht es auf schmalen Feldwegen durch die wilde Landschaft.
Bald schon wechseln wir auf die wenig befahrene Straße (es ist Sonntag), die wir bis ins 4,5 km entfernte Castrojerez nicht mehr verlassen.
In einem Nebengebäude des Convents San Anton ist eine Herberge untergebracht. Dort läuft barocke Geigenmusik.
Beschwingt gehe ich mit Klara vorbei.
In der Ferne liegt Castrojerez im Sonnenschein; dahinter erstreckt sich der Tafelberg, den wir überqueren werden.
wie ein schmales Band zieht sich der PFad an der Bergflanke nach oben.
Nur ganz vereinzelt stehen Büsche am Wegrand, dort findet Klara immer wieder Schatten.
oben angekommen treffen wir auf einige Pilger die sich vom Aufstieg ausruhen, die Aussicht geniessen und ein "Gipfelfoto" schiessen.
Wir tun es ihnen gleich.
Etwas über 15 Minuten geht es auf dem Hochebene des Tafelberges weiter.
Danach bietet sich ein atemberaubender Blick über die Meseta.
Der Abstieg ist sehr steil, etwa 20%.
Mein linkes Knie beginnt zu schmerzen, irgendwie geht es aber weiter.
Ich mache an einem kleinen Ratsplatz an der Quelle Fuente el Piojo Pause, bevor es wieder auf Asphalt weitergeht. Auch an der Kirche San Nicolas, die als Herberge betrieben wird, mache ich nochmal Rast.
In Itero de la Vega angekommen will Klara gleich in die erste Bar , aber ich gehe weiter bis zur Dorfmitte wo sich unsere heutige Herberge, La Mochila, befindet.
Dort treffen wir auch wieder auf Stefan und einen Pilger aus Hannover, mit denen ich den Abend verbringe.
Ein Gast der dazugehörigen Bar ist ganz begeistert von Klara.
Er erklärt mir, dass er den gleichen Hund hat. Ganz aufgeregt läuft er nach Hause und holt ihn.
Blöd nur, dass Klara nichts von ihm wissen will......
Tag 3
Der nächste Morgen sieht uns wieder früh auf dem Camino.
Die Sonne ist noch nicht aufgegangen und wir beide sind die einzigen Pilger weit und breit.
Am Ortseingang von Boadilla de Camino werden wir von einem Esel begrüßt,
am Ortsausgang werden wir von einem Pferd mit Schafherde verabschiedet
die Schmerzen im linken Knie werden stärker.
inzwischen sind wir auf der berüchtigten Pilgerautobahn angekommen.
Der camino führt direkt an der Straße entlang, kilometerweit, von Ort zu Ort.
Ich sehe weit vorn den Ort, der langsam, Schritt für Schritt, näherkommt.
Der Blick ist nur nach vorn gerichtet, findet sonst keinen Halt in der flachen Landschaft, die sich links und rechts ausbreitet.
Und Klara läuft und läuft.
Klara fühlt sich gleich zuhause
Tag 4
das Knie schmerzt jetzt auch nachts.
Und so beschliesse ich einen Tag Pause einzulegen und eine weitere Nacht in Villarmentero zu verbringen.
Klara kann sich auf dem groß angelegten Gelände frei bewegen. Sie geniesst.
Und ich geniesse die super Verpflegung der Hospitaleros.
Tag 5
Ellena, die freundliche Hospitalera meint, sie könne mich mit nach Carrion de los Condes nehmen, die nächste größere Ortschaft in nehmen, etwa 10 km weiter. Dort gibt es Apotheken, die Schmerzmittel und Bandagen haben.
Prima, ich nehme das Angebot an, da das Knie nicht wirklich besser ist.
Und so geht es gegen Mittag fahrenderweise weiter auf unserem camino.
Als erstes besorge ich mir ein Zimmer in Zentrumsnähe.
Am Marktplatz gibt es auch tatsächlich zwei Apotheken, die aber erst gegen 16:00 öffnen.
Und so setze ich mich mit Klara in ein Strassencafe und gönne mir ein Bierchen.
Am Nebentisch bemerke ich, dass eine Deutsche sitzt. Ich spreche sie an und frage ob ich zu ihr sitzen darf. Klar doch. Wir kommen ins Gespräch und es stellt sich heraus, dass Karin und ich früher auf die gleiche Schule gingen und nur knappe 3 Minuten voneinander entfernt aufgewachsen sind. Nur ein paar Jahre trennen uns, deshalb hatten wir damals nicht miteinander zu tun.
Knapp nach 16 Uhr betrete ich die Apotheke und erstehe 2 Packungen Schmerzmittel sowie eine Kniebandage. Ich bin nicht der einzige. Ein junges Mädchen holt sich genau das gleiche für das gleiche Problem.
Nach der Einnahme einer Tablette lassen die Schmerzen nach.
So geht der Tag zu Ende.
Tag 6
Mit Diclophenac gedopt geht es früh morgens weiter.
Am Ortseingang treffen wir am Kreisverkehr auf Maria mit dem Kind, die von einem Pilger besucht wird.
von Carrion de los Condes bis Calzadilla de la Cueza zieht sich der camino auf 18 Kilometer ohne Ortschaft durch die Meseta. Das müssen wir heute schaffen.
Langsam komme ich voran, ich hab ja Zeit. Lass mich von allen anderen Pilgern überholen. Auf der Hälfte der Strecke ist kommen wir zu einem kleinen Imbiss. Dort gibt es gegrillte Würstchen, kühle Getränke, frisches Obst und Kaffee.
Ich gönne mir einen Kaffee und Klara bekommt frisches Wasser. Eine ältere Pilgerin spricht mich auf deutsch an, sie kommt aus Salzburg. Nachdem ich ihr vom Tiroler Weg und dem Christopherus-Hospiz auf dem Arlberg vorschwärme meint sie, dass sie das auch schon länger geplant hat uns sich darauf freut.
Endlich kommen wir in Calzadilla an. Unsere Herberge liegt am Ende des kleinen Ortes.
NAchdem wir unser Zimmer bezogen, ich geduscht und die Wäsche erledigt habe gehen wir nach unten auf ein Bierchen. Dort treffen wir wieder auf Karin, die hier Pause macht.
Mein Knie schmerzt, ich bin froh über die Schmerzmittel.
Tag 7
Am nächsten Morgen ist es bereits hell, als ich nach knappen 7 km kurz vor 9 Uhr in Ledigos ankomme. Dort gönne ich mir an einer Herberge einen Kaffee und ein Croissant.
Gerade als ich damit fertig bin kommt der Gepäcktransport um die großen Rucksäcke und Koffer der Pilger, die sich diesen Luxus gönnen, abzuholen und zur nächsten Etappe zu bringen. Auch das junge Mädchen, das ich in der Apotheke traf, findet sich ein. Sie erklärt mir auf meine Frage, dass sie mit dem Transport nach Sahagun (ca. 16 km) fährt. Ich ergreife gleich die Gelegenheit und frage, ob ich auch mitkommen kann. Der Fahrer diskutiert erstmal, wegen Klara, aber ich lasse nicht locker und erkläre, dass Klara brav auf dem Boden zu meinen Füßen sitzt.
Und so geht es nach Sahagun.
Dort angekommen lade ich das Mädchen auf einen Kaffee ein, wir haben ja beide Zeit.
Gleich am Ortseingang liegt unsere Herberge.
Ich besichtige mich mit Klara die Stadt und entdecke einen Laden in dem alles rund um den Hund verkauft wird, auch Futter. Prima, denn inzwischen geht Klars Futter, das ich von zuhause mitgenommen habe, zur Neige. Und so kauf ich 2 Kilo.
altes Stadttor
beim Abendessen in der Herberge lerne ich ein kanadische Pilgerin kennen, die sich zu mir setzt. Sie heißt Klara und ist ganz erfreut über meine Klara. Als wir schon fast fertig sind kommt auch noch Karin und gesellt sich zu uns. Gemeinsam sitzen wir noch einige Zeit bei einem Fläschchen Wein.
Inzwischen ist mir klar, das ich Santiago mit meinem Knie diese Jahr nicht erreiche. Ich telefoniere mit Ingrid, die mich am Ende des Weges abholen wollte. Sie erklärt mir, dass sie mich dann eben von unterwegs abholt. Der Urlaub wird einfach verschoben.
Prima. Ich schaue mir die STrecke an und denke, dass ich es doch bis Astorga schaffe.
Tag 8
An der Gabelung nehmen wir den Weg über Bercanos del Real Camino.
Einfach aus der Überlegung heraus, dass auf dieser Strecke mehr Orte mit Herbergen sind.
Denn das Knie schmerzt immer mehr.
Die Tabletten helfen nur noch kurze Zeit.
Kurz vor Bercianos werden an der Kirche Ermita de la Virgin de Perales Hochzeitsvorbereitungen getroffen
ich kehre gleich in der ersten Bar im Ort ein, wo ich nochmals auf Klara treffe. Sie ist mit dem Fahrrad unterwegs, das sie sich in Burgos ausgeliehen hat um die Meseta auf diese Weise zu durchqueren.
ziemlich am Ortsende finde ich eine kleine Herberge in der ich mich für 2 Nächte einmiete.
Ich bin der einzige Gast. Die große Dachterasse habe ich somit ganz für Klara und mich allein.
Dorffest --- Fiesta del Pueblo
gerne wäre ich zum Tanz auf dem Dorfplatz , jeder Schritt ist zuviel.
Doch vom Ochsen bekommt der Pilger seine Portion geliefert.
Tag 9
Der Tag vergeht in Ruhe. Einige Male gehe ich ein paar Schritte mit Klara. Sie führt erkundet jeden Grashalm in der näheren Umgebung auf wichtige Gerüche.
Am Abend schaue ich bei einem Glas Sangria in den Sonnenuntergang.
Tag 10
Kurz vor 5:30 mache ich mich mit Klara auf den Weg.
Und wieder geht es scheinbar endlos geradeaus. Ich habe zwar eine Tablette genommen, aber die Wirkung hält nicht lange an. Jeder Schritt schmerzt.
Irgendwann, so gegen 9:30, hab ich dann doch die 8 km nach El Burgo Reinero hinter mich gebracht.
Und wie ein Wink des Himmels steht am Ortseingang ein Taxi. Vom Fahrer ist nichts zu sehen. Doch auf dem gegenüberliegenden Gartenzaun hängt ein Schild mit der Telefonnummer des Taxifahrers. Ich klopfe an der Haustür und ein jüngerer Mann öffnet ganz verschlafen.
Ich frage ihn ob das sein Taxi ist und ob er mich nach Leon fahren kann; mit Klara. Selbstverständlich, meint er. Astorga hab ich im Laufe des Morgens als Ziel abgeschrieben. Jetzt will ich nur nach Leon.
Das haben wir auch schnell erreicht. Der Taxifahrer lässt mich am Ortsrand bei einem Informationsstand raus. Dort werden die Pilger von einer Art Zivilschutzorganisation empfangen, registriert und mit empfehlungen für Übernachtungen versorgt. Mir wollen sie mit Klara eine Herberge 10 km hinter Leon andrehen, aber kch lehne dankend ab, das schaffe ich heute nicht mehr.
So gehe ich auf eigene Faust noch die 2,5 km bis zum Touristikbüro gegenüber der Kathedrale.
Dort spricht eine nette Dame auch deutsch. Ich erkläre ihr, dass ich meinen camino hier abbrechen muss und ein Hotelzimmer für 9 Tage benötige. Mit Hund. Sie hat eine Liste mit Hotels, die Hunde aufnehmen und empfiehlt mir mehrere. 2 davon sind inm Stadtzentrum und ich entscheide mich für eines.
Dort angekommen hab ich Glück, die Besitzer sprechen ebenfalls deutsch und ich bekomme ein schickes Zimmer mit Balkon im 2. Stock (mit Aufzug) im Hotel Boccalino
Das Hotel liegt am Placa San Isidoro, direkt am Jakobsweg.
Gegenüber der romanischen Basilika San Isidoro
Tag 11 - 16
Für mich ist der camino dieses Jahr zu Ende.
Ich lasse mich die nächsten Tage ganz entspannt durch die Zeit treiben. Erkunde jeden Tag die Stadt (ganz langsam und immer mit Stock).
Impressionen aus Leon
Jeden Morgen wenn ich mit Klara ihre Gassirunde gehe sehe ich mit Wehmut die Pilger an mir vorbeiziehen
Inzwischen war ich auch in regem Kontakt mit Ingrid. Sie konnte ihren Urlaub verschieben und holt mich bereits am 17.
Tag 17
Gemeinsam fahren wir noch entlang des Jakobwegs bis Astorga.
Ein seltsames Gefühl so an den Pilgern, die ich am Strassenrand ihren Weg gehen sehe, vorbeizufahren.
Klara gefällt das Wohnmobil.
In Astorga angekommen besuchen wir die Kathedrale und den Bischofspalast, der ebenfalls von Antonio Gaudi entworfen wurde.
Hier endet mein camino 2018. Er wird für mich immer der camino der Schmerzen sein.
Doch ich habe wieder viel erlebt.
Habe, trotz der Eintönigkeit, interessante und wunderschöne Landschaften gesehen. Habe Menschen kennengelernt, die wie alle anderen, bei mir in Gedanken und auch im Herzen bleiben werden.
ich möchte keinen Schritt missen.
....und auch wenn ich mein gestecktes Ziel dieses Jahr nicht erreicht habe, so werde ich mich bestimmt nächstes Jahr wieder auf den Weg begeben.
Und wer weiß - vielleicht komme ich dann in Santiago de Compostella an?
Bis dahin
bon camino
Peter und Klara
ihr fragt wie wir heimkamen?
Nun, wir fuhren erstmal Richtung Norden durch die Berge nach Gijon. Danach ging es immer an der Küste entlang, Santander, San Sebastian, San-Jean-de-Luz, Biarritz, Arcachon. Dort verliessen wir den Atlantik und es ging über Angoulême, Limoges, Chalon-sur-Saone und Nancy quer durch Frankreich.
Doch das ist eine andere Reise.
Nachtrag..... viel später im folgenden Sommer
--> zuhause bin ich dann mit meinem Knie zum Hausarzt gegangen.
--> der überwies mich zum Orthopäden.
--> dieser schickte mich zum MRT in die Klinik
Ergebnis dieses MRT´s am 15.10. (Schmerzen begannen am 01.09.)
Ermüdungsbruch des Schienbeinkopfes
Da der Bruch bereits am Heilen war musste ich das Bein nur noch einige Wochen schonen, ohne jede weitere Behandlung.
Und inzwischen gehe ich mit Klara wieder wandern.
Der camino ruft